Dojo Etikette oder Wie ich mich verhalten sollte!

Budo, die Kampfkünste Japans, einem Land, dass hohen Wert auf Anstand, Respekt und Höflichkeit legt. Einige dieser Sitten und Regeln scheinen uns vielleicht fremd und ein wenig eigentümlich, nichts desto trotz sind sie fester Bestandteil des Budo, dass, wie wir alle zumindest in der Theorie wissen, mehr bedeutet, als nur die Techniken zu lernen. Ein jeder kennt die formellen Regeln des An- und Abgrüßens, des Verhaltens beim Betreten des Dojo und die Dojokun, denn sie werden als Theorie wissen schon bei den ersten Prüfungen verlangt.
Diese auswendig zu lernen und auf zu sagen ist eine Sache, doch die wahre Kunst besteht darin die Theorie auch mit Leben zu Füllen und somit seinen eigenen Charakter zu stärken und beständig an sich zu arbeiten, dass ist der Geist des Budo. Dies sollte jedem klar sein und dahingehende Bemühungen zeigen. Nur wer sein eigens Verhalten immer wieder auf den Prüfstand stellt wird letztendlich zum waren Do unserer Kunst vordringen. Meister Funakoshi gibt uns dazu in seinen Nijukun auch einige Hinweise und Anleitung. „Im Mittelpunkt der Regeln stehen spirituelle Anforderungen, mentaler Scharfsinn und die weitreichenden Möglichkeiten einer Lebensumgestaltung, die das Karate beinhaltet. Die Einstellung ist hierbei wichtiger als die (Kampf-) Stellung, der Geist wichtiger als die Form.“1 Unten erwähntes Buch sei hier jedem dringend ans Herz gelegt, der mehr erfahren möchte.
In der Folge möchte ich nur einige Hinweise geben, wie sich dieses Bemühen um die richtige Geisteshaltung und Einstellung umsetzen lassen könnte:

  • ein jeder sollte sich Bemühen pünktlich zum Training zu erscheinen. Ist dies einmal nicht möglich, sollte er ohne das Training zu stören das Dojo betreten und die Meditation durchführen. Dann sollte er warten bis der Sensei ihn durch Verbeugung dazu auffordert sich ins Training zu integrieren.
  • Muss jemand vorzeitig das Training verlassen, sollte er dies dem Sensei vor Trainingsbeginn mitteilen und zum entsprechenden Zeitpunkt, ohne zu stören, die Abgrüßzeremonie für sich durchführen.
  • Besteht die Möglichkeit/Notwendigkeit das Dojo vor dem Training zu reinigen, ist dies Aufgabe der Schüler, nach Möglichkeit ohne vorherige Aufforderung.
  • Dem Sensei sollte für sein Bemühen den Schülern etwas beizubringen mit Höflichkeit und Respekt gedankt werden. Dies beinhaltet zum Beispiel, dass man nicht redet oder anderweitig Unruhe verbreitet, während etwas erklärt oder vorgeführt wird. Die höflichste Form ist hier der Seiza. Ansonsten ist es auch möglich mit gekreuzten Beinen oder stehend das Geschehen zu verfolgen, wenn Knieprobleme oder anderweitige Beschwerden vorliegen.
  • Diese Höflichkeit sollte auch den anderen, insbesondere älteren Schülern entgegengebracht werden und endet nicht mit Verlassen des Dojo.
  • Während des Trainings ist die Gesundheit der Trainierenden oberstes Ziel. Aus dem Grund sollte immer alles Gezeigte mit Bedacht und Konzentration und ohne Leichtsinn ausgeführt werden
  • Nach dem Umziehen ist es wünschenswert, soweit die Zeit dies erlaubt, wenn die Trainierenden noch einmal im Dojo zusammenkommen, um gemeinsam ihre Trainingskleidung (Gi) zusammenzulegen.
  • Die Schüler sind für einen tadellosen Zustand des Dojo bei dessen Verlassen verantwortlich.


Wem es nun gelingt von diesen Grundlagen etwas umzusetzen und vielleicht auch mit in sein alltägliches Leben zu nehmen, der hat einen wichtigen Schritt getan die erste Regel von Meister Sakugawa Shungo, dem Verfasser unserer Dojukun, für sich zu erschließen.

In diesem Sinne,
Euer Sven

1 Funakoshi, Gichin, Karate-Do, Piper Verlag München, 2007. Aus dem Vorwort von JohnTeramoto