Lehrgangsbericht unseres KungFu Trainers Timo Stolley

Nobi sprach mich des öfteren an, ob ich mal etwas für die Website zu schreiben wolle - auch damit das, „was wir beim Kung Fu so machen“ ersichtlicher wird.

Als mein Lehrer Dr. Hans-Ulrich Sommer aufgrund seines Deutschland-Besuches einen Lehrgang in Goslar gab, war dies dann für mich ein willkommenes Ereignis, um darüber zu berichten.

Das Lehrgangsthema war diesmal eine Partnerform mit Waffen: Tonfa gegen den Feuer-Wasser-Stab.

Die Tonfa, so die japanische Bezeichnung (chinesisch: Gwaai), sind ursprünglich aus Krücken entstanden und in verschiedenen Varianten gebräuchlich. In dieser Form haben sie allgemein bekannte Gestalt und reichen –eingeschlagen- etwas über den Ellenbogen hinaus. In jeder Hand befindet sich eines, so dass man durch diese sehr gut merkt, was es bedeutet, die Waffe als Verlängerung des Arms zu führen.

Der Partner benutzt einen Feuer-Wasser-Stab (Sui Foh Kuon) dessen Name auf eine alte 5-Elemente Form aus dem Wu Dang zurückgeht. Mit Feuer und Wasser werden die zwei Elemente als Anspielung auf die beiden Enden und damit auch auf seine Nutzung als „Doppel-Kopf“ Stab gebraucht.

Die Länge reicht in etwa bis zur Kinnhöhe des Ausführenden und der Stab ist an den Enden mit kleinen Gewichten beschwert, um ihn beim Drehen mehr Schwung zu verleihen.

So ist er auf mittlerer Distanz mit beiden Seiten einsetzbar und schnell zu handhaben.

Zum Erlernen der Form hatten wir zwei Tage angesetzt und einen Wiederholungstermin geplant, damit auch jeder die Möglichkeit hatte, gut mitzukommen.

Ulli (Dr. Sommer), der am Freitag-Abend in Berlin gelandet und Samstag früh nach Goslar weiter gefahren war, befand sich trotz Jetlag in einer guten Verfassung - auch wenn es gerade die Uhrzeit war, zu der er in Amerika immer schlafen ging – und empfing freudig die alten und neuen Gesichter, die sich an diesem Wochenende versammelten.

Stella und Walter waren mit mir nach Goslar gekommen und nun gespannt, was sie wohl erwarten würde.

Auf eine kurze Aufwärmphase, die nach der Begrüßung und Erläuterung des Ablaufplans erfolgte, gab es noch einige Grundübungen, damit sich jeder mit seiner Waffe vertraut machen konnte: Schwungbewegungen, Drehbewegungen, Handwechsel ...und dann ging es los.

Kaum waren der Gruß und der erste Satz der Form gezeigt, übten die jeweiligen Paare den Ablauf fleißig im Wechsel.
Bei den Grundbewegungen und dem Tatendrang der Teilnehmer ging dies gut, routiniert und schnell voran; was sich aber schon beim zweiten Teil, indem der erste Handwechsel am Stab vorgenommen wurde, sofort änderte..break

Die Besonderheit der Waffen ist ja, dass der Stab auf mittlerer bis langer Distanz seine Wirkung entfaltet. Je nachdem wie man ihn in den Händen hält.

Die Tonfa sind dagegen für einen kurzen bis mittleren Raum ausgelegt. Der Ausführende ist also immer versucht, den Abstand kurz zu halten, während der Stabträger lieber eine weitere Entfernung bevorzugt. Also eine ganz normale Partnerbeziehung um das richtige Maß an Nähe und Distanz – wer kennt das nicht!

Jeder konzentrierte sich nun auf seinen Part, auf seine Ausführung, seinen Angriff oder Abwehr; verlängerte die Waffe, verkürzte sie, lies Hände hin und her wandern, hoch und runter rutschen, griff um; ständig bemüht die eigene Waffe im Griff und die des Anderen im Auge zu halten. Eine kleine Nachlässigkeit schon konnte bedeuten, die Waffe des Partners, wenn auch nur leicht und aus versehen, abzubekommen.

So wurde Bewegung um Bewegung geübt, aneinandergereiht, erweitert, zu Abschnitten, dann zu Teilen ergänzt, um eine immer länger werdende Bewegungssequenz aus einem stetigen Hin und Her zu ergeben. Jeder übte für sich und gegen den Part des Anderen – unterbrochen nur durch kurze Pausen zum Trinken und Atemholen, um gleich danach wieder an dem Fortgang des gelernten Ablaufs weiterzuwerkeln, ihn auszubauen, mit zusätzlichen Bewegungen fortzuführen; hin zu einem harmonischen Ganzen, fortwährend hochkonzentriert im Schlagabtausch.

Ulli führte uns dabei gewohnt kompetent, mit zwischenzeitlichen Auflockerungen, Erklärungen und Hilfestellungen Stück für Stück voran.

Nach viereinhalb Stunden war die Luft bei fast allen raus, die Konzentration zu Ende und gut zwei Drittel der Form geschafft. Ein gutes Ergebnis und Zeit für heute Schluss zu machen. Nach einer erfrischenden Dusche ging es mit den meisten Teilnehmern zum Essen ins Brauhaus Goslar, um wieder zu Kräften zu kommen und sich locker über die Erfahrungen des Tages untereinander auszutauschen.

Am Sonntag ging es um 9:00 Uhr weiter im Programm. Teilweise schauten die Teilnehmer mit kleinen Augen in die Runde. Hier und da war noch ein verstohlenes Gähnen zu beobachten. Den einen zippte es hier, den andern da. Ja, der Vortag hatte ein paar kleine Spuren und Blessuren hinterlassen.

Nach einer gemeinsamen Anfangsgymnastik, kam der Kreislauf schnell in Schwung und es ging gleich wacher an die Wiederholung des Gelernten. Kleine Gedächtnislücken wurden wieder gefüllt und nach 15 Minuten waren alle bereit das letzte Drittel der Form anzugehen.

Auch hier wurde noch mal alles gegeben, um den Ablauf aus Angriff, Abwehr, Konter, ausweichen, überbrücken und in den Gegner reingehen, auszuführen.

Brachten einige Teilnehmer schon Grundkenntnisse bei den Stabtechniken mit, so hatten die wenigsten bisher so intensiv am Partner gearbeitet. Jeder konnte hier drin auch den Vorteil einer Waffen-Partner-Form am eigenen Leib erleben: Das direkte Feedback ob die Technik klappt oder nicht. Dabei waren die größte Herausforderung die Handwechsel gewesen; also den Stab mal mittig zu greifen und dann wieder am Ende, um ihn zu verlängern bzw. auf Seiten der Tonfa, diese so zu benutzen, dass man den Griff und das Ende auch als Gabel (zum wegstoßen) bzw. als Haken (zum heranziehen) einsetzen konnte. Durch diese Variationsvielfalt des Einsatzes zeigten sich alle doch sehr überrascht.

So ergab das Feedback der Teilnehmer letztendlich eine große Zufriedenheit, zumal kaum einer am Samstag damit rechnete die Form noch bis zum Schluß zu lernen. Doch dank der guten Erklärungen und Organisation, sowie der ständigen Unterstützung durch die Ansprechpartner Ulli, Frank, Dirk und mir beim Üben, konnten alle Paarungen in ihrem eigenen Lerntempo erfolgreich voran schreiten.

Dementsprechend glücklich über das Geschaffte, verließen die Teilnehmer – darüber selbst geschafft das Seminar.